Auszug aus einem Polizeibericht über die Vorfälle in der Reinsburgstraße, März 1946, © Stadtarchiv Stuttgart

Tödliche Razzia. Antisemitismus, Polizeigewalt und die Erschießung des Auschwitz-Überlebenden Shmuel Dancyger in Stuttgart am 29. März 1946

Location:
Stadtarchiv Stuttgart, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart
Datum:
13. November 2024, 19:00 Uhr

Buchvorstellung mit Io Josefine Geib (Frankfurt am Main)

Stuttgart, 29. März 1946: Im Zuge einer Schwarzmarkt-Razzia wird der Auschwitz-Überlebende Shmuel Dancyger von einem deutschen Polizisten erschossen. Erst kurze Zeit zuvor hatte er seine Familie wiedergefunden: Auch seine Frau und Kinder hatten das Vernichtungslager überlebt. Gemeinsam bewohnen sie ein Zimmer in der oberen Reinsburgstraße. Von 1945 bis 1949 lebten hier, in einem aus beschlagnahmten Privatwohnungen bestehenden Displaced Persons-Camp, hunderte polnisch-jüdische Holocaustüberlebende. Auf baldige Emigration nach Israel oder in die USA hoffend, etablierten sie im Stuttgarter Westen unter alliiertem Schutz ein vielfältiges, selbstverwaltetes Alltags- und Kulturleben.

Die tödliche Razzia im März 1946 war ein brutaler Übergriff auf diesen Schutzraum. Wie war das möglich, kaum ein Jahr nach Kriegsende? Wie konnte die Stuttgarter Polizei eine weitgehend eigenmächtige Razzia durchführen – war sie doch den US-Alliierten unterstellt? Weshalb wurde der Täter nie identifiziert, obwohl die Amerikaner im Nachgang Ermittlungen anstellten? Wie reagierten die jüdischen Überlebenden auf die Razzia? Diese Fragen stehen im Zentrum des Buches, das sich vor allem dem Zusammenhang von Antisemitismus und polizeilicher Resouveränisierung und der Selbstbehauptung der jüdischen Überlebenden im DP-Camp widmet.

Io Josefine Geib hat an der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) Paris Geschichte studiert, mit Schwerpunkt Antisemitismus- und Holocaustforschung. Derzeit arbeitet sie an einer Dissertation über die Wiedergutmachung des NS-Bücherraubs in Frankreich. Das vorliegende Buch über die Ereignisse am 29. März 1946 in der Reinsburgstraße in Stuttgart ist eine überarbeitete Fassung ihrer Masterarbeit.

Lage & Kontakt

Stadtarchiv Stuttgart
Bellingweg 21
70372 Stuttgart

Veranstalter: Stadtarchiv

Planen Sie Ihre Anreise

Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart GmbH
Fahrplanauskunft des VVS

Deutsche Bahn AG
Fahrplanauskunft der DB

Bitte akzeptieren Sie den Einsatz aller Cookies, um den Inhalt dieser Seite sehen zu können.

Alle Cookies Freigeben