Die Weinregion Stuttgart stellt sich vor
Mitten in der Stadt und doch nur 15 Minuten vom Weinberg im Grünen entfernt – das ist die Wein-Stadt Stuttgart. Diese einzigartige Mischung spiegelt sich in der gesamten Weinregion wider: Hier begegnen sich idyllischer Fachwerkcharme und pulsierendes Stadtleben, sanfte Albausläufer und das malerische Neckartal.
Die Weinregion Stuttgart liegt rund um die Landeshauptstadt und geht geradezu nahtlos in die umliegenden Anbaugebiete über. Von der Großlage Schalkstein im Württembergischen Unterland bis zur Großlage Hohenneuffen bei Metzingen reicht das Gebiet und vereint urbanes Flair mit traditionellem Weinbau. Stuttgart liegt im Zentrum: Rund 423 Hektar Rebfläche prägen das Stadtbild, manche davon direkt in der Innenstadt.
Vielfalt und Tradition: Weinbau unter idealen Bedingungen
Geschützt durch die Höhen des Nordschwarzwalds und der Schwäbischen Alb bietet das milde Klima ideale Bedingungen. Der Neckar begünstigt heiße Sommer und sonnige Herbsttage, was berühmten Lagen wie dem Cannstatter Zuckerle oder dem Untertürkheimer Mönchberg zugutekommt. Rot- und Weißweine gedeihen in der Region in großer Vielfalt. Klassische Sorten wie Lemberger, Spätburgunder und Trollinger prägen das Bild, während internationale Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon durch das trockene, sonnige Herbstklima immer beliebter werden. Bei den Weißweinen dominieren Riesling, Weißburgunder, Kerner und Sauvignon Blanc, ergänzt durch zunehmend angebaute Grauburgunder- und Chardonnay-Reben.
Ein Großteil der Weinerzeuger ist in Genossenschaften organisiert, allein in Stuttgart gibt es fünf bekannte. Interessant ist auch das städtische Weingut – das einzige einer deutschen Großstadt. Neben den Genossenschaften gibt es zahlreiche private Weingüter: von renommierten VDP-Betrieben bis hin zu kleinen, familiären Weingütern, die ihre Weine in gemütlichen Besenwirtschaften ausschenken.
Steillagen, Trockenmauern und Weinberge – eine Landschaft mit Geschichte
Landschaftlich charakteristisch sind die steilen, terrassierten Weinberge entlang der Neckarschleifen, etwa in Bad Cannstatt, Besigheim oder Esslingen. Mit Steigungen von bis zu 50 Prozent ist hier Handarbeit gefragt – maschinelle Bewirtschaftung ist kaum möglich. Diese Steillagen sind nicht nur identitätsstiftend für die Winzer, sondern auch eine Attraktion für Besucher. Aber natürlich stehen die sanften Weinberg-Hügel jenseits der Steillagen dem in nichts nach.
Ein besonderes Merkmal sind die historischen Trockenmauern, die sich durch die Terrassen ziehen. Teilweise über 1000 Jahre alt, wie an der Esslinger Neckarhalde, erzählen sie von der langen Tradition des Weinbaus. Neben ihrem praktischen Nutzen als Erosionsschutz und Wasserregulator bieten sie wertvollen Lebensraum für Eidechsen, Insekten und seltene Pflanzenarten – ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Natur, Geschichte und Weinbau.
Da die kargen Böden früher für die Landwirtschaft wenig geeignet waren, setzten viele Bauern auf den Weinbau. Das war derart erfolgreich, dass im 14. Jahrhundert die Ausweitung der Rebflächen verboten wurde, um die Lebensmittelversorgung zu sichern. Dennoch blieb Wein im Überfluss vorhanden – eine Chronik von 1386 erzählt, dass er in Württemberg sogar zum Anmischen von Mörtel genutzt wurde. Im 16. Jahrhundert zählte Württemberg zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen. Zur Hochzeit Herzog Ulrichs 1511 floss Wein aus einem Brunnen in Stuttgart, aus dem über 4,5 Millionen Liter getrunken worden sein sollen.
Wein erleben: Von Museen bis Weinfest
Wer den Wein hautnah erleben möchte, besucht eines der Weinbaumuseen in Stuttgart-Uhlbach oder Metzingen oder nimmt an einer geführten Tour, einer Verkostung oder einer Weinwanderung teil. Noch besser entdeckt man ihn im Glas – ob in einer urigen Weinstube, einer modernen Weinbar oder direkt in der Vinothek des Winzers. Die gesellige Atmosphäre der Region spürt man besonders auf den zahlreichen Weinfesten, allen voran dem bekannten Stuttgarter Weindorf.