Über den Wolken im Tagblattturm.
Erster! Erster was? Na: erster Wolkenkratzer in Stuttgart. Und: erstes in Sichtbeton errichtete Hochhaus der Welt. Der Tagblattturm wurde 1928 eingeweiht. Mit seinen 61 Metern Höhe über 18 Etagen diente das Gebäude zunächst als Sitz des namengebenden „Stuttgarter neuen Tagblattes“. Bei seinem Bau hieß es „Stuttgart empor!“ Der Aufbruchsstimmung der 1920er Jahre waren nicht alle Einwohner:innen wohlgesonnen. Dennoch wurde der Turm weltweit als architektonische Sensation gefeiert. Architekt Ernst Otto Oßwald kombinierte nämlich im „Stil des Neuen Bauens“ zwei Baumaterialien auf innovative Weise: Für das tragende Gerüst verwendete er Eisen, die Wandflächen ließ er aus Beton gießen. An der Außenfassade blieb der Beton unverputzt. So etwas hatte es bis dahin nicht einmal in Amerika, Mutterland der Wolkenkratzer, gegeben. Mit einem weiteren Detail machte der moderne Turm auf sich aufmerksam. Er hatte den seinerzeit höchsten Paternoster der Welt, der 15 Etagen miteinander verband. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Stuttgarter Zeitung in das Gebäude. Seit einem Umbau der angrenzenden Gebäude hat sich das Kulturareal „Unterm Turm“ hier angesiedelt. Es beherbergt das Fitz! Zentrum für Figurentheater, die tri-Bühne und das Junge Ensemble Stuttgart.