Es war einmal das Gerberviertel.
Das Gerberviertel ist ein Teenie. Städtebaulich gesehen. Bis zum 19. Jahrhundert fristete es ein unbebautes Leben außerhalb der Stadt: Gärten, Baumwiesen und Nesenbach machten die Idylle perfekt. Diese endete, als die Obrigkeit 1806 das „mit Unreinlichkeit und üblem Geruch“ verbundene Handwerk aus der Stadt verbannte. Für die „Unlust erregenden“ Berufe musste die Tübinger Vorstadt her. Ab 1810 wurde nur „Weiß- und Rotgerbern, Hafnern und im Feuer arbeitenden Handwerkern“ gestattet, vor der Stadtmauer zwischen Tübinger Chaussee und Kaserne zu bauen. Sechs Jahre später hatten sich 27 Rot- und Weißgerber im neuen Viertel angesiedelt. Das Problem: Den Abfall trug der Nesenbach trotzdem durch die Stadt. Auch ein Staubecken mit frischem Wasser brachte keine Abhilfe; es sorgte vielmehr für Ärger, weil dort „auf sittenlose Weise“ Jugendliche badeten. Seit der Nachkriegszeit ist die „Unlust“ Vergangenheit. Nur der Name erinnert noch an die Vergangenheit des Gerberviertels.