Achtung, Charme-Offensive: Heusteig- und Lehenviertel wahren leichtvergnügliche Tätigkeiten – und immer wieder kreative Überraschungen. Zum Beispiel Kino in der Kirche. Oder Theater im Landtag. Villa mit Huhn. Renaissance im Brot. Dorfladen in der Stadt. Wo das? Na hier! Direkt am Hang!
Stadt, Land, Müsli im „Lindenhoflädle“.
Ein Hofladen mitten in der Stadt. Wo gibt’s denn sowas? Im Heusteigviertel. Familie Maier bringt die regionalen Produkte von ihrem Lindenhof und benachbarten Betrieben aus dem Kreis Tübingen direkt in die Stuttgarter Innenstadt. Frei nach dem Motto: Schaffst du es nicht aufs Land, kommt das Land halt zu dir. Frische Milch? Eier? Wurst? Käse? Maultaschen? Nudeln? Müsli? Bio-Gemüse? Marmelade? In der Weißenburgstraße 12 gibt’s alles – und noch viel mehr. Das Beste zum Schluss: Der 24-Stunden-Automat sagt leeren Kühlschränken den Kampf an und versorgt auch abseits der Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr mit Produkten aus der Region.
Sauerteigparty in der „Brotique“.
Handwerksbäckereien feiern Renaissance – und Stuttgart feiert mit. Im Heusteigviertel steigt die Sauerteig-Party in der „Brotique“. Das Motto „Schmeck mal wieder Brot“ wird hier ernst genommen: In der Bäckerei werden mehrmals täglich frisch und in kleinen Mengen Sauerteigbrote gebacken. Die Kreationen sind nicht nur alle Bioland-zertifiziert, sondern bestehen aus ursprünglichen Getreidesorten aus nachhaltiger Landwirtschaft, etwa Dinkel, Waldstaudenroggen oder Weizen. Ein besonderer Genuss ist die Sauerteigbrioche, an die sich nur wenige Bäcker:innen wagen. Freitags gibt es Pizzateig zum zuhause backen.
Abenteuer erleben auf der „Etzelfarm“.
Auf der „Etzelfarm“ werden Stadtkind-Träume wahr. Holzhütten, Kletterwände und umherirrende Hühner verwandeln das hügelige Gelände in ein kleines Abenteuerland. Mitten in der Stadt können Kinder hier seit 50 Jahren matschen, basteln, pflanzen, Tiere streicheln und versorgen. Neben dem Federvieh gehören nämlich auch Schweine, Ziegen und Kaninchen zu den lebendigen Attraktionen. Die Jugendfarm hat ihren Sitz im ehemaligen Herrschaftsgarten der alten Klett-Villa. In dieser fand Stuttgarts erste Hausbesetzung statt, als der Altbau zugunsten eines Hotelneubaus weichen sollte. Der Abriss konnte verhindert werden: Seit den 1970er-Jahren dient das „Kinderhaus Etzelstraße“ samt Betreuungsangebot, facettenreichem Programm und Malwerkstatt als Lebens- und Erfahrungsraum für Kinder.
Landtag und Schauspiel im „ABV-Zimmertheater“.
Klein, schnuckelig, intim: Im Untergeschoss des „Eduard-Pfeiffer-Hauses“ bist du als Zuschauer:in hautnah am Geschehen. Hier ist das „ABV“ – Stuttgarts älteste Amateurtheater – beheimatet. Das „ABV“ zeugt davon, dass ein winziges Zimmertheater mit nur 50 Plätzen zu einer echten Institution werden kann. Bereits 1921 schlossen sich schauspielbegeisterte Menschen zusammen und gründeten die „Dramatische Abteilung“ des Arbeiter-Bildungs-Vereins. Ihre Heimstätte, das „Eduard-Pfeiffer-Haus“, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Der stattliche Bau wurde Ende des 19. Jahrhunderts an der Heusteigstraße im Auftrag des Vereins als Arbeiter-Wohnheim erbaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Gebäude bis 1961 den Landtag. Im provisorischen Plenarsaal wurde auch 1952 das vereinigte Bundesland Baden-Württemberg ausgerufen.
Kirchenkino in der Markuskirche.
Kino in der Kirche? Die evangelische Markusgemeinde im Lehenviertel macht es möglich. In regelmäßigen Abständen werden im Gotteshaus Stummfilme mit Live-Orgelimprovisation aufgeführt. Die Reihe ist beliebt und lockt nicht selten bis zu achthundert Zuschauer:innen an. Bei dem ungewöhnlichen Event sind bereits Klassiker wie „Frau im Mond“ oder „Metropolis“ über die Leinwand geflimmert. Das Orgelkino ist Teil des Kulturprogramms „Markus 22“, dessen weitere Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge und Diskussionsabende immer am 22ten jeden Monats stattfinden und sich auf die Hausnummer der Markuskirche beziehen.