Typisch Süd! Original Heslach!

Mit einem Fuß im Gerberviertel, mit dem anderen in Heslach, verbindet die hippe Tübinger Straße die Bezirke Mitte und Süd. Vorbei an Bars und Secondhandläden spaziert es sich direkt in das urbane Herz des Südens: Der Marienplatz hat sich vom Niemandsland zum Szenetreff gemausert. Von hier aus lassen sich die grünen Hänge der Umgebung erklimmen – zu Fuß oder stilecht mit der „Zacke“, einer der letzten Zahnradbahnen Deutschlands. Eine Bergfahrt mit Kultfaktor wartet auch am Südheimer Platz. Die Standseilbahn befördert ihre Passagiere seit 1929 in bewaldete Höhen.

Die Zacke, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Die letzte ihrer Art: die Zacke.

So eine wie die „Zacke“ gibt es nur einmal. Seit 1884 befördert die Zahnradbahn – alias „Zacke“ – die Stuttgarter:innen vom Marienplatz über die Alte Weinsteige bis in die Höhen von Degerloch. 205 Höhenmeter hoch und 2,2 Kilometer lang gleitest du durch verwunschene Gärten, vorbei an schönen Häusern, über die Liststraße und den Haigst bis hoch nach Degerloch. Früher brachte das gelbe Gefährt vorwiegend die Arbeiter:innen von den Fildern in die Stadt und beförderte Feldfrüchte und Milchkannen zum Markt. Heute gehört Stuttgarts Zahnradbahn zu den vier letzten ihrer Art in Deutschland. Sie ist die einzige, die im öffentlichen Verkehr einer Stadt genutzt wird. Gut zu wissen: Radfahrer:innen dürfen ihre Drahtesel ohne Extrakosten auf einen speziellen Fahrradwagen der Zacke stellen und hinaufbefördern lassen.

Seilbahn, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Nostalgietrip in der Seilbahn.

In Südheim läuft’s wie am Schnürle: Mit Emaille und Messing strahlt die Stuttgarter Seilbahn auch heute noch wie im Eröffnungsjahr 1929. Bei ihrer Einweihung war sie die erste Standseilbahn Deutschlands, die sich per Knopfdruck durch den Wagenbegleiter in Bewegung setzte. Damals wie heute überwindet das historische Gefährt einen Höhenunterschied von 87 Metern zwischen Heslach und dem Waldfriedhof in Degerloch. Der Endpunkt hat der kleinen Bahn die Spitznamen „Erbschleicher-“ und „Witwen-Express“ eingebrockt. Auch ohne solche bösen Absichten lohnt sich die Fahrt hinauf ins Grüne. Alleine das Wartehaus ist bereits ein echter Hingucker. Während des vierminütigen Nostalgietrips mit bis zu 28 Prozent Steigung gleitest du fast lautlos in die Stuttgarter Höhen und staunst über das Innenleben der gepflegten Wagen aus Teakholz und Mahagoni.

Tübingerstraße, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Madame Tausendsassa: die Tübinger Straße.

Bummelgasse? Bikerboulevard? Shoppingallee? Schlemmerweg? Ausgehmeile? Kannst du haben, denn die Tübinger Straße ist eine Alleskönnerin. Hier wird gefuttert und gefeiert, geshoppt und gewohnt, geskatet und in die (Marien)kirche gegangen. Die Tübinger Straße verbindet alle, nicht nur die Stuttgarter City und den Süden. Kleine Läden, Secondhand-Shops, Galerien, Bars, Restaurants, ein Kino-Urgestein und ein Stadtkaufhaus prägen die lässige Südmeile. Ob du im „Claus“ nun Kikerikii-Stullen futterst, im „Café Galao“ Live-Musik lauschst oder in der shabby-chic’en „Sattlerei“ am Cocktail nippst – überall lautet das Motto: Alles entspannt, alles erlaubt. Zugegeben: Eine Prachtstraße ist sie nicht, aber Alt und Modern stehen friedlich nebeneinander. Die Gleichberechtigung wird hier übrigens offiziell betrieben: Seit 2016 teilen sich Radler:innen, Fußgänger:innen und Autofahrer:innen im „Shared Space“ die Straße.

Marienplatz, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Familiärer Szenetreff: der Marienplatz.

Stuttgart-Süd ist eine Welt für sich. Sein Herzstück: der Marienplatz. Hier wuchsen im 19. Jahrhundert die Residenzstadt Stuttgart und das Weinbaudörfchen Heslach zusammen. Heute trifft sich auf dem Marienplatz das ganze Viertel. In den Cafés und Restaurants im imposanten Kaiserbau geht es lässig zu. Wer sich in der Schlange der „Gelateria Kaiserbau“ die Zeit vertreiben will, betreibt Feldforschung. Da werfen die Jugendlichen Körbe auf dem Sportcourt, Cliquen sitzen mit Kaltgetränken auf den Treppen und Kreative schlürfen einen Cortado. Der Hochstrahlbrunnen steht stellvertretend für den Nesenbach, der sich seinen Weg durch den Untergrund bahnt. Mittendrin überrascht die Haltestelle der Zahnradbahn. Von hier aus entführt die „Zacke“ ihre Passagiere in luftige Höhen. Wöchentlich ruft auf dem Marienplatz der Biomarkt, im Winter werden die Menschenmassen durch das WOUAHOU Winterdorf angelockt. Hier triffst du auf den Süden, wie er leibt und lebt: eine fröhlich-familiäre Bande in Feierlaune.

Erwin-Schoettle-Platz, © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
Boulespielen am Erwin-Schoettle-Platz.

Ältere Herrschaften spielen Boule. Jugendliche liefern sich ein Tischtennis-Match. Im Hintergrund rattern die Stadtbahnen vorbei. Der gemütliche Erwin-Schoettle-Platz hat nichts mit seinem trubeligen Bruder, dem Marienplatz, gemein. Muss er auch nicht. Er ist das gemütliche Herz des Stadtteils Heslach. An seiner Seite thront die Matthäuskirche im neoromanischen Stil. Im Volksmund auch als „Heslacher Dom“ bezeichnet, wurde sie 1881 eingeweiht. Ihr schräg gegenüber steht das Alte Feuerwehrhaus mit seinem hübschen Fachwerkturm. Das Backsteingebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Magazin für die Feuerwehr erbaut. Im Turm hingen früher die Feuerwehrschläuche zum Trocknen. Benannt wurde das ganze Areal nach dem Politiker und Mitbegründer der Stuttgarter Nachrichten, Erwin Schoettle. In seiner heutigen Form präsentiert sich der Erwin-Schoettle-Platz erst seit den 1990er Jahren, nachdem man in seinem Zentrum ein Schulhaus abreißen und die Bundesstraße 14, die den „Dom“ bis dahin umrundete, durch den Heslachtunnel führen ließ.