Wald, Lichtungen, Gewässer: Der Rot- und Schwarzwildpark ist sowohl attraktives Erholungs- als auch Naturschutzgebiet. Nicht nur Hirsche und Wildschweine fühlen sich sauwohl. Vom Rehe gucken, Frischlinge fotografieren, Holzschnitzen, Grillen und Walden bekommen die Stuttgarter:innen nicht genug. Womit anfangen?
Jagd auf Natur.
Einst fanden zwischen Bärenschlössle und Schloss Solitude repräsentative Jagden statt, zu denen die fronpflichtigen Bauern monatelang Wild zusammentreiben mussten. Nachdem zu viel Wild im Wald das Aufkommen junger Bäume verhinderte und nur die alten Bäume übrigblieben, ließ König Friedrich I. 1815 zwei Tiergärten anlegen und mit Rot- und Schwarzwild besetzen. Beide unterstanden bis 1919 dem königlichen Hofjagdamt. Mit dem Ende der Monarchie wurde das Wild abgeschossen, der Zaun abgebrochen und der Wald für die Bevölkerung geöffnet. Bereits 1939 wurde der Rotwildpark zum Naturschutzgebiet erklärt und später durch die Hinzufügung des Schwarzwildparks sowie Teile des Pfaffenwaldes auf eine Fläche von 830 Hektar erweitert. An Herrschaftszeiten und Jagdvergnügen erinnern noch Weg- und Ortsnamen wie Hirschwiese, Damgarten, Saufang, Königstand oder Herzogsweg.
Hirsche sichten am Rotwildgehege.
Auf die Pirsch gehen in der Stadt? Geht am Gehege im Rotwildpark ganz leicht. Die meisten Chancen, die scheuen Tiere in ihrem Stuttgarter Reich zu erblicken, hat man an ihrer Futterstelle. Dort erfahren Hobbytierforscher:innen an einer Informationstafel alles rund um die wilden Waldbewohner. Wer einmal um das Gehege spaziert, kann gleich mit Angeberwissen prahlen. Wie lautet der Spitzname für einen männlichen Hirsch, der kein Geweih ausbildet? Klar doch, das ist ein „Plattkopf“. Stattliche Rothirsche mit Geweih gibt es natürlich auch zu sehen.
Schöne Sauerei am Schwarzwildgehege.
Keiler, Bachen, Frischlinge: Seit 1965 erinnert der Schwarzwildpark an das Jagdgebiet der württembergischen Herzöge und Könige. An den grunzenden Hauptdarstellern des 4 Hektar großen Wildschweingeheges haben Kinder und Erwachsene ihre Freude. Beste Aussichten, die Borstentiere zu sichten, hat man am südwestlichen Zaun. Vergnügt suhlen sich die Wildschweine bei der Futterstelle in aller Öffentlichkeit im Schlamm. Je nach Jahreszeit flitzen auch Jungtiere herum. Stuttgarter Kids wissen: Füttern verboten, Futter abgeben allerdings nicht. Spaziertipp: Vom Parkplatz „Wildschweingehege“ sind es nur 100 Meter zum Saufangpavillon. Hier startet der 1,3 Kilometer lange Rundweg um das Gehege. Einfach stets dem Zaun folgen, bis man wieder am Ausgangspunkt steht. Das Wegzeichen ist ein stilisiertes Wildschwein.
Wald! Spiel! Platz!
Grillen, Chillen, Spielen: Familien und Cliquen zieht es im Rot- und Schwarzwildpark zu den weitläufigen Wiesen. Beliebt ist der Spiel- und Grillplatz „Bettelweg“ zwischen Forsthaus und Pfaffensee – hier powern sich Sportsfreunde auf dem Beachvolleyballfeld aus. Am Bärensträßle überzeugt der „Pappelgarten“ auf einer Lichtung mit Sandkasten, Wippe, Schaukeln, Spielhäuschen sowie Holz-Lokomotive und -Flugzeug. Grillstellen und -hütte mit Holztischen und Bänken bieten optimale Voraussetzungen für ein Waldpicknick. Ebenfalls am Bärensträßle gelegen und keine 500 Meter vom Bärenschlössle entfernt sind die Wapitiweg-Hütte und der Spielplatz „Bärenstraße“ gern besuchte Spots. Die Kinder können hier im Wald herumstreunen oder auf der riesigen Wiese Fußball und Federball spielen, während die Würstle-Master der Grillkunst frönen.
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Holzschnitzen im „Schnitzhaus“.
Treffpunkt: Schnitzhaus. Ehemalig: Schießhaus. Von 1998 bis 2019 befand sich im runden Bau aus Königszeiten das Waldatelier des Künstlers Thomas Rappaport. Heute treffen sich hier während der Schnitzsaison von Mai bis Oktober im Rotwildpark die Holzfans zum freien Schnitzen. Heißt: Kommen, schnitzen und gehen, wann immer man möchte. Die Werkzeuge stehen bereit und auch Tipps, Tricks und gute Laune werden gratis ausgetauscht. Es wird gefeilt, gehämmert, gesägt und kräftig Waldluft eingeatmet. Das Schnitzhaus ist als Projekt in den Verein „zwischenKunst“ integriert. Termine und Sondertreffen wie Feierabendschnitzen oder Löffelatelier sind online unter www.schnitzhaus.com zu finden.
Waldbaden im Naturschutzgebiet.
Der (Glems)wald ruft! Auch abseits von Schlösschen, Seen und Tiergehegen legen sich Flora und Fauna im Rot- und Schwarzwildpark ins Zeug. Die Buchen- und Eichenwälder sind aus europäischer Sicht einzigartig. Mehr als 2500 knorrige, wild verformte Exemplare wachsen seit 200 bis 300 Jahren in dem Wald, einige sind sogar älter. Auch Birken, Erlen, Linden und Speierling gehören zum alten Bestand. Besonders sind die vielstämmigen Bäume: Die „16 Buchen“ in der Schattenallee hat Promistatus erreicht. Weiter geht es, vorbei an Weihern und Flüsschen wie Glems und Bernhardsbach. Der Mix aus Gewässern, Baumriesen und Wiesenlichtungen fördert den Artenreichtum. So sind im Naturschutzgebiet sieben Spechtarten und seltene Vögel wie Sperber, Baumfalke und Hohltaube zuhause. Im Frühjahr blühen Schlüssel-, Sumpfdotterblumen und andere, teilweise seltene Pflanzen. Wenn man denkt, man hat alles gesehen… tauchen am Calwer Sträßchen die Mauerreste eines keltischen Baus, das „Römische Haus“, auf.
Ein guter Start(punkt).
Schloss Solitude, Bärenschlössle und Parkseen, Rotwild- und Schwarzwildpark können einzeln oder in Kombination erschlossen werden. Durch das Naturschutzgebiet führen zahlreiche Wander- und Spazierwege, die alle Ziele miteinander verbinden. Zur Orientierung sind an den Parkplätzen Wegtafeln und Wegweiser angebracht.
Schloss Solitude
Mit ÖPNV: Bus 92, Haltestelle „Solitude“.
Mit dem Auto: Anfahrt von Stuttgart über Wildpark- und Solitudestraße. Kostenfreier Parkplatz an der Einfahrt zur Schlossallee, Kreuzung Solitudestraße / Bergheimer Straße.
Bärenschlössle und -seen
Mit ÖPNV: Bus 91, Haltestelle „Schattengrund“.
Mit dem Auto: Anfahrt von Stuttgart über B14 oder Wildparkstraße bis Kreuz „Schattenring“, dort Richtung L 1187 / Magstadter Straße einschlagen. Kostenfreie Parkplätze befinden sich entlang der Magstadter Straße.
Rot- und Schwarzwildpark
Mit ÖPNV: Bus 91 oder 92, Haltestelle „Forsthaus I“.
Mit dem Auto: von Stuttgart über Wildparkstraße, entlang derer sich die kostenfreien Parkplätze „Metzgerhau“, „Forsthaus I“ und „Wildschweingehege“ befinden.