St. Leonhardskirche Stuttgart
Als die Leonhardskirche 1466 anstelle der Leonhardskapelle errichtet wurde, stand sie noch außerhalb der Stadtmauern. Wer das Gotteshaus heute besucht, findet das Bauwerk mittendrin. Umgeben von zwei Parkhäusern, dem Gustav-Siegle-Haus und in Reichweite des Stuttgarter Straßenstrichs, ist sie das Herz des Bohnen- und Leonhardsviertels. Außen ist die gotische Prägung der Kirche gut erhalten. Innen sind die Folgen des Zweiten Weltkrieges dauerhaft sichtbar geblieben. Im flachgedeckten Raum entdecken Kunstinteressierte trotzdem Details aus alten Zeiten, etwa das selbst gestaltete Grabmal des Humanisten Johannes Reuchlin.
Der Namenspatron St. Leonhard betreute seinerzeit die Gefangenen und zur Hinrichtung Verurteilten. Auch der dem Pilger Jodokus gewidmete Schlussstein weist darauf hin, dass die Leonhardskirche bereits vor Jahrhunderten den oft armen Pilgern auf dem Jakobsweg Rast gewährte. Von diesem „Sozialprogramm“ aus dem Mittelalter spannt sich ein Bogen zur Gegenwart: Die Leonhardskirche ist die erste „Vesperkirche“, die 1995 in der Bundesrepublik gegründet wurde. Täglich finden bis zu tausend Menschen zwischen Januar und Palmsonntag hier Essen, medizinische und tierärztliche Versorgung, Gespräche, Beratung und Ruhe.