Straßen-Platz-Monopoly im Calwer Quartier: An der Stadtmitte schlenderst du über den Nabel der Stadt – der ein bisschen abseits liegt. Nebendran überquerst du einen Platz, dessen rotes Bild zu seinem Namen führte. Und während du der Kronprinzstraße auf den Asphalt trittst, verrät sie dir vielleicht ihr Geheimnis. Ihre Bezeichnung verdankt sie keinem Kronprinzen, sondern einem loyalen Gastwirt!
Der Nabel Stuttgarts – und wo er nicht liegt.
Wer in Stuttgart seine „Mitte“ sucht, wird am Calwer Platz fündig. Auf einer Bronzeplatte sind sogar die genauen Koordinaten vermerkt. Das Stadtmessungsamt und die Universität wurden nämlich 2009 mit der Suche nach dem exakten Stuttgarter Zentrum beauftragt. Dank knapp 5.000 Messpunkten konnte die Aufgabe gelöst werden. Genau genommen markiert die Bodenplatte allerdings nicht den exakten Mittelpunkt, sondern verweist mit einem Richtungspfeil auf eine 15 Meter entfernte Stelle. Das Forschungsteam gelangte nämlich zur amüsanten Erkenntnis: Der Nabel der Stadt befindet sich ausgerechnet am Treppenaufgang der S- und U-Bahn-Haltestelle „Stadtmitte“. Die unspektakuläre Lage neben der Rolltreppe führte daher zur Infoplatte an anderer Stelle – am hübscheren Calwer Platz.
Des Königs Prinz und Straße: Namensgeschichte(n).
Parallel zur Calwer Straße verläuft die Kronprinzstraße, die an ihrem Ende vom Kronprinzbau gekrönt wird. Vor mehr als 200 Jahren trug diese Straße noch zwei verschiedene Namen. Der obere Teil hieß „Hoffmännische Gaß“, der untere „Landschaftsgaß“. Dort eröffnete 1795 das Gasthaus „Kronprinz“, das mit seinem Namen den Prinzen Friedrich Wilhelm Karl ehrte. Als der Kronprinz zum ersten König Württembergs aufstieg, benannte der treue Gastwirt sein Lokal ebenfalls um. Es wurde zum „König von Württemberg“. In seiner großen Straßennamensreform wollte Friedrich diese Treue belohnen und die ganze Straße nach dem berühmten Gasthaus benennen. Da der Name „König“ jedoch schon für die parallele Prachtstraße reserviert war, griff Friedrich auf den alten Namen des Lokals zurück – den Kronprinzen – und ehrte damit letztlich auch wieder sich selbst.
Rotes Bild und Alte Post: Namensgeschichte(n).
In der Nähe des heutigen Rotebühlplatzes befand sich ab dem 15. Jahrhundert ein Stadttor. Die Bevölkerung nannte es „Rotebildtor“, weil vor ihm ein auffälliges, rot bemaltes Heiligenbild aufgestellt war. Das „Rotebild“ wandelte sich über die Jahrhunderte zum „Rotebühl“. Der heutige Rotebühlplatz ist eine langgestreckte Mischung aus Straßenkreuzung und Straße.
Ein „echter“ „Postplatz“ wurde im Jahr 1746 ungefähr an der Stelle des „City Plaza“-Gebäudes und dem Beginn der Calwer Straße angelegt. Seinen Namen verdankte der Platz der dort ansässigen Thurn und Taxis'schen Post. Nur noch die Alte Poststraße und der Postplatzbrunnen an der Ecke zur Calwer Straße erinnern heute an den einst stadtbildprägenden Ort. Die Post geht dort inzwischen anders ab: Der Biergarten „Paulaner“ ist ein beliebter Feierabendspot für laue Sommertage.