Wer sein erstes Date in Stuttgart genießt, trifft auf eine geschäftige Lady mit klassischem Herz: Königstraße und Schlossplatz. Nur eine Einkaufsmeile? Bloß ein Platz? Weit gefehlt. Im Stadtzentrum verbirgt sich eine Welt der Originale. Hier haben sich Klohäuser bereits in Paläste verwandelt, während Körble zu Fachwerkhütten wurden. Erklärungsbedarf?
Einer wie keiner: DER Schlossplatz.
Schlossplätze gibt es in Deutschland wie Sand am Meer. Allerdings weiß jedes schwäbische Kind: Der Schlossplatz befindet sich in Stuttgart. Die „gute Stube“ der Stadt wird von allen gleichermaßen genutzt und geliebt. Auf dem weitläufigen Platz steht schwäbisches Dolce Vita auf dem Programm – ausruhen, Kaffee trinken und auf dem gepflegten Grün die Nasenspitze in die Sonne strecken. Kein Rasen in der Stadt leistet wohl mehr als dieser. Wortwörtlich macht er Platz für die Stuttgarter Großereignisse wie das Internationale Trickfilm-Festival, die JazzOpen oder den historischen Wasen. Eigentlich hat der Schlossplatz den ganzen Trubel überhaupt nicht nötig. Auch ohne viel Tamtam ist er das pulsierende Herz Stuttgarts.
Team Crêpes-Stand oder Wittwer?
Geht’s jetzt endlich los? Ja! Wir treffen uns am Crêpes-Stand. Der steht auf der Königstraße seit 1980, direkt am Ausgang der Arnulf-Klett-Passage. Die Bude kannst du nicht verfehlen: Einfach immer dem Duft des Teiges folgen! In mehr als 40 Jahren hat die winzige Hütte einige Menschen kommen und gehen, aber vor allem… warten sehen. Denn am Kulthäusle stehen die Stuttgarter:innen nicht nur gerne Schlange, um sich zwischen „süß oder salzig“ zu entscheiden. Der Crêpes-Stand gilt auch als DER Treffpunkt, wenn man sich für einen Spaziergang auf der Königstraße oder im Schlossgarten verabredet. An zwei weiteren Orten stehen sich die Einheimischen ebenfalls die Füße in den Bauch: vor dem gusseisernen Musikpavillon am Schlossplatz und am Eingang des „Buchhauses Wittwer-Thalia“.
Treffen am Kult-Klo: „Palast der Republik“.
Klohaus, Buchhandlung, Kulttreff. Am Dreieck Friedrich-, Bolz- und Lautenschlagerstraße steht ein Pavillon, der mehrere Karrieren hinter sich hat. An Sommernächten platzt der „Palast der Republik“ aus allen Nähten. Dann strömen die Stuttgarter:innen von überall her, trinken, reden, lachen und hocken hier bis spät in die Nacht zusammen. Der achteckige Pavillon und seine denkmalgeschützten Specksteinsäulen haben Geschichte(n) erlebt: Als stilles Örtchen startete er 1926 seine Laufbahn. „Bücher oben, Toilette unten“ hieß es, als das „Buchhaus Wittwer“ hier in den 1930er Jahren einen Kiosk eröffnete. Vom Zweiten Weltkrieg unberührt, erblühte der Pavillon im Nachkriegschaos als eine der ersten Verkaufsstellen für Bücher wieder zum Leben. Bis in die 1970er Jahre hielt sich die „Außenstelle Stand A“.
Das Szenelokal, das nun als „Palast der Republik“ in dem Pavillon seine Heimat gefunden hat, ist längst Kult. Ohne Schnickschnack, aber mit großer Anziehungskraft: Hier trifft sich tatsächlich die ganze Republik.
Leseglücklich im „Thalia-Wittwer“.
„Der Wittwer“ ist eine Institution. 98 Prozent der Stuttgarter:innen kennen laut Markterhebung das große Buchhaus am Schlossplatz. Seit 1967 verführt der Literaturleuchtturm die Passant:innen dazu, an der Königstraße 30 eine Pause einzulegen. Heute kann es regnen, stürmen oder schneien – „Thalia-Wittwer“ geht immer. Buch tut nämlich einfach gut! Im Glückstempel für Leseratten und Bücherwürme lässt es sich auf fünf Stockwerken genauso fein flanieren und herumstöbern wie auf der Königstraße selbst.
Boxenstopp am „Brezelkörble“.
Quengelt der Nachwuchs im Kinderwagen, gibt’s für entkräftete Eltern auf der Königstraße nur noch eines: Boxenstopp am „Brezelkörble“. Mit der Brezel to go versorgen die Stuttgarter:innen seit Generationen nicht nur ihre Kinder, sondern auch sich selbst. Die beliebten Brezelkörble verdankt die Stadt der Powerfrau Ursula Zotz-Füess. Die Idee zum Straßenverkauf brachte die clevere Bäckerin aus New York mit. 1969 begann sie, das Laugengebäck aus einem zusammenklappbaren Kinderwagen mit Sonnenschirm auf der Königstraße zu verkaufen. Anfangs musste die Geschäftsfrau ihre Stände immer wieder ab- und aufbauen. Doch die Körbe voller knuspriger Brezeln etablierten sich so schnell, dass nach zwei Jahren vier feste Häuschen installiert wurden. Seit 2001 betreibt nun die Cannstatter Bäckerei Frank die Kultkörble. Viermal am Tag, sechs Tage die Woche werden die niedlichen Fachwerkhütten mit duftend frischer Ware beliefert.
Spaziergang mit den Musen.
Staatstheater und Staatsgalerie, Stadtpalais und Musikhochschule: Entlang der Stuttgarter Kulturmeile glänzen die Kulturinstitutionen der Stadt. Wer in Kunst und Musik, Theater und Geschichte eintauchen will, spaziert einfach los. Vom Eckensee über die Staatsgalerie bis zum Wilhelmspalais: immer den Musen und Museen hinterher!